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  • AutorenbildSonja Tanzer

Erle oder Hasel? Bäume im Frühjahr richtig bestimmen

Wir sind gerade mitten in der Knospensaison. Überall hört man von den vielseitigen Wirkungen und wunderbaren Inhaltsstoffen, die unserem Körper behilflich sein können. Dass das Meristemgewebe (ähnlich dem Embryonalgewebe) auch in Wurzelspitzen und anderen, frisch gebildeten Pflanzenteilen vorkommt, ist weniger bekannt. Der Grund dafür liegt wohl in der leichteren Erreichbarkeit der Knospen. Aber woher weiss man, wen man gerade vor sich hat? Gerade im zeitigen Frühjahr sehen sich einige Bäume auf den ersten Blick sehr ähnlich.



Inhaltsverzeichnis


01 Sichere Bestimmung ist oft schwierig

02 Die Erlen: 3 wunderbare Schwestern

03 Die Hasel

04 Neuigkeiten



Sichere Bestimmung ist manchmal nicht so einfach


Wie schon in meinem Blogbeitrag über die Hagebutte und die Berberitze beschrieben, ist eine Bestimmung oft schwierig, wenn typische Merkmale wie Blätter, Blüten oder Früchte fehlen. Oft braucht es einen zweiten und dritten Blick. Manchmal ist es besser zu warten und im Jahresverlauf immer wieder mal vorbei zu schauen. Sind die Blätter da und in weiterer Folge dann die Blüten und Früchte, ist ein sicheres Erkennen leichter. Dann geht es nur noch darum, sich den Baum und den Standort zu merken, damit man im Frühjahr wieder kommen und die Knospen sammeln kann.


Ich habe mir heute zwei Schwestern aus der Familie der Birkengewächse ausgesucht: Die Erle und die Hasel. Eigentlich wollte ich die Birke auch noch dazu nehmen, aber die habe ich schon an anderern Stellen ausführlich beschrieben.



Die Erlen: 3 wunderbare Schwestern


Die Gattung der Erlen hat hier in Europa 3 Mitglieder: Die Schwarzerle, die Grauerle und die Grünerle. Sie unterscheiden sich sowohl im Standort als auch in der Wuchsform. Ist die Schwarzerle in Regionen bis ca. 700 m Seehöhe an zu treffen, findet man die Grauerle auch in höheren Lagen. Ein absoluter Pionierbaum ist die Grünerle, die sich am liebsten in der Kampfzone oberhalb der Baumgrenze oder in Tundren aufhält.


Die Schwarzerle ist die größte der drei. Sie kann bis zu 40 Meter hoch werden. Ihr Holz ist nach dem frischen Schnitt blutrot, weshalb sie auch als "Bluterle" bezeichnet wird. Sie mag es gerne, wenn es um ihre Füße nass ist. Ihr bevorzugter Standort sind Flußauen und regelmäßige Überschwemmungen machen ihr garnichts aus. Ihr Holz ist Nässe gegenüber also sehr widerstandsfähig. Prähistorische Pfahlbauten und auch Venedig wurden zum Teil auf Schwarzerlenholz gebaut.


Da sie sich in feuchten Gebieten natürlich auch gegen Bakterien und andere Krankheitserreger zur Wehr setzen muss, verfügt sie über Inhaltsstoffe, die entzündungshemmend wirken. Allen voran handelt es sich hier um Gerbstoffe. So können die Blätter und auch die Rinde bei Augenentzündungen, Halsschmerzen und andere Entzündungen eingesetzt werden.


Die Knospen von Alnus glutinosa werden oft eingesetzt, wenn die Sauerstoffversorgung des Gehirns gefördert werden soll. Auch sie enthalten entzündungshemmende Stoffe und werden bei Beschwerden im Bereich des Atemkreises, zB Nase, Hals und Lunge, eingesetzt.




Bilder oben (Quelle: Wikipedia): 1. Schwarzerle im Frühjahr; 2. die raue Borke; 3. Bildmitte - männliche Blüten reif, rechts unten weibliche Zapfen, rechts Mitte unreife männliche Blüten



Ihre Schwester die Grauerle - Alnus incana - kommt in Europa hauptsächlich in Österreich und Süddeutschland vor, erstreckt sich aber auch teilweise bis zum Kaukasus, während sie im Westen weitestgehend fehlt. Auch sie bevorzugt eher feuchtere Gebiete und klettert schon mal bis in Höhen von etwa 1200 m.


Sie ist etwas gedrungener als ihre große Schwester und wird kaum höher als 15 bis allerhöchstens 25 Meter. Auch ist ihr Stamm ist nicht immer so gerade sondern oft verdreht. In ihrem Wurzelbereich wohnt ein besonderes Bakterium, das Stickstoffverbingungen eingeht und somit zur wesentlichen Bodenverbesserung beiträgt.


Auch ihr Holz ist sehr beständig und wurde oft im Wasserbau verwendet. Im Gegensatz zur Schwarzerle ist ihr Stamm eher glatt und nicht so rauh. Weil sie gerne am und im Wasser und in feuchten Gebieten lebt, wurde die Grauerle immer mit dem Sterben und der Transformation in Verbindung gebracht. Sie wohnt oft in Mooren und überhaupt in Grenzgegenden zwischen Wasser und Land und besonders im Herbst wirkt sie düster, magisch und mystisch. So sagte man sich, dass sich in ihr die Naturwesen manifestieren würden.


Die Blätter und auch die Rinde der Grauerle sollen fiebersenkend und entzündungshemmend wirken. Ein Absud der Blätter kann, nachdem er abgekühlt ist, bei Ausfluss, Verletzungen, Ekzemen oder Entzündungen im Vaginalbereich helfen.


Die Knospen beider Schwestern wirken als Entgiftungsmittel und sollen das Immunsystem regulieren. Ihnen werden antibiotische, entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung nachgesagt. Darüber hinaus sollen Präparate aus den Knospen die Cortisolbildung in den Nebennierenrinden angeregt werden. Sie sollen den Alterungsprozess verzögern und auch als Adaptogen wirken.


Eine gewisse Wirkung wird ihnen auch auf das Herz-Kreislauf-System, auf Venen und Arterien nachgesagt. Besonders bei Neigung zu Blutgerinseln sollen die Knospen hilfreich sein. Die Wirkung auf die Atmungsorgane habe ich bereits erwähnt, dazu kommt, dass sie bei Hauterkrankungen, Nesselsucht usw. helfen. Neben der Wirkung auf die weiblichen Geschlechtsorgane, soll eine solche auch bei Prostataentzündungen und bei Entzündungen im Genitalbereich des Mannes unterstützend wirken.



Bilder oben Grauerle: 1. Grauerle im Frühjahr; 2. der glatte Stamm; 3. männliche Blüten;

4. weibliche Zapfen


Die kleinste der drei ist die Grünerle. Sie ist eine echte Kämpferin und fühlt sich in der Krummholzregion am wohlsten. Sie ist eher ein Strauch denn ein Baum und hat sich mit einer maximalen Wuchshöhe von 6-7 Metern ihrem Lebensraum angepasst.


Sie zeigt ähnliche Wirkungen wie ihre beiden Schwestern, lediglich ihre Knospen haben ein noch weiteres Spektrum. Beachtenswert ist, dass sie ein wahrer Frauenbaum ist. So sollen Zubereitungen aus den Grünerlen-Knospen das Gewebe der weiblichen Genitalien wie Gebärmutter, Eierstöcke und Geburtskanal stärken. Sie sollen allen Formen der Verhärtungen der weiblichen Brust engegen wirken und die Gefäßwände, den Lymph- und Blutfluss verbessern sowie blutverdünnend sein.


Sie kann begleitend zur schulmedizinischen Therapie bei Krebsbehandlungen von Frauenkrebsarten eingesetzt werden.


Die Knospen der Grünerle sollen bei Gebärmutter- und Scheidensenkung helfen und auch gegen Gebärmuttermyome, Eierstockzysten verwendet werden.



Bilder oben: 1. Grünerle oberhalb der Baumgrenze; 2. unreife männliche und weibliche Früchte (Wikipedia); 3. Männliche und weibliche Blüten (Wikipedia)




Die Hasel


Ein weiteres Familienmitglied der Birken-Familie ist die Hasel. Ihre Erscheinungsform ist meist strauchförmig, sie kann kann aber auch sehr stattliche 30 m Wuchshöhe erreichen. Ich hab noch nie so eine große Hasel gesehen, die meisten werden zwischen 3 und etwa 12 Meter hoch. Meist wachsen aus einem Wurzelstock mehrere Stämme, die jedoch selten dicker als 25 cm werden.


Seit jeher wird sie mit Mütterlichkeit und Weisheit in Verbindung gebracht. So soll Paracelsus (Theophrastus von Hohenheim) seine Weisheit dadurch erlangt haben, indem er dem Tatzelwurm der bekanntlich im Wurzelbereich der Hasel wohnt, den Kopf abgebissen und verspeist habe. Der Tatzelwurm aber hat seine Weisheit wiederum von den Haselnüssen.


Wie wir heute wissen, sind die Inhaltstoffe von Nüssen tatsächlich für unser Gehirn sehr förderlich. Die Hasel steht auch im Ruf sehr fürsorglich zu sein. Dutzende Kleintiere und Vögel ernähren sich von ihren Nüssen. Ja und auch Aschenputtel hat von dieser mütterlichen Energie erfahren. War es doch ein Haselzweig, den sie am Grab ihrer Mutter ein pflanzte und der ihr - herangewachsen zu einer stattlichen Staude - himmlischen Beistand in From von zweckdienlichen Hilfsmitteln zur Verfügung stellte. So konnte sie ein glückliches Leben führen.


Überhaupt ist die Hasel ein alter Kultbaum und wurde stets sehr verehrt. Lebensruten wurden aus seinen Zweigen hergestellt und seine Äste dienen heute noch als Hirtenstäbe. Traditionell werden aus dem Holz der Hasel Zauberstäbe hergestellt.


Hildegard von Bingen empfahl die Knospen zu trocknen und sie zu einem Pulver zu verreiben. Dies solle gegen Geschwüre verwendet werden. Die Abtissin hielt fest, dass die jungen Haselsprossen und Kätzchen Abhilfe bei Unfruchtbarkeit des Mannes schaffen und die Nüsse, so schreibt sie, seien geegnet die Lust und die Potenz zu steigern.


Mattioli (ein italienischer Arzt und Gelehrter im 16. Jahrundert) empfahl, die Haselnüsse zu zerkleinern und mit Wasser und Honig zu trinken, um alten Husten zu bekämpfen. Man könne die Haselnüsse auch rösten und mit etwas Pfeffer essen, damit der Schleim "reifen" kann.


Im 16. Jahrhundert tauchte erstmals der Begriff "Oleum Heraclinum" auf - also das Haselnussöl. Es wurde als Allheilmittel, das jede Art von Leiden oder Krankheit heilen konnte, gehandelt. In der Volksheilkunde verwendete man den Aufguss der Kätzchen - das sind die männlichen Blüten - als schweißtreibendes Mittel, während der Sud der Rinde zur Behandlung von Grippe verwendet wurde. Die abgekochten Blätter wurden verwendet, um innere Blutungen zu stoppen.


Die Knospen sind ebenso wertvoll wie die übrigen Pflanzenteile. Zubereitungen aus ihnen unterstüzten zum Beispiel die Leber aber auch die Lungen. Außerdem fördern sie die Gewebeelastizität. Interessant ist auch, dass Gemmopräparate der Hasel den Eiweiß- und Fettstoffwechsel regulieren, ohne jedoch Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel zu nehmen. Die Gerinnungsfähigkeit des Blutes soll gesteigert werden und auch die Blutbildung. Darüber hinaus soll sie die Wirkung anderer Gemmopräparate steigern.




Bilder oben: 1. Haselnuss im Frühjahr; 2. Haselnuss männliche Blüten; 3. männliche Blüten aus der Nähe; 4. weibliche Blüte mit typischen "Irokesen"




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