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  • AutorenbildSonja Tanzer

Das Jahr neigt sich dem Ende zu

Das Jahresrad - hast du dich auch schon mal gefragt, was es damit auf sich hat?


Inhaltsverzeichnis

01 Samhain-Allerheiligen - Halloween - von den Anfängen des Jahres

04 Ostara - die Frühjahrstagundnachtgleiche - Ostern - der kindliche Übermut

05 Beltane - Maifeiertag - Walpurgis - die jugendliche Leidenschaft

06 Sommersonnenwende - die große Hochzeit

07 Lughnasadh - Fest des ersten Brotes - Schnitterfest - das Jahr wird schwächer

08 Mabon - Herbsttagundnachtgleiche - Erntedank - Altes stirbt, damit Neues geboren werden kann





Bevor wir in den Jahreskreis einsteigen


Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht, dass der Lauf des Jahres, dem des Lebens ziemlich ähnlich ist? Ja? Dann hast du schon sehr viel mehr von den Zusammenhängen der Natur verstanden, als viele von uns. Schon in vorkeltischer Zeit haben die Menschen den Lauf der Zeit unterteilt. Sie beobachteten, wie bestimmte Phänomene immer wieder kommen. Seien es die Jahreszeiten, der Sonnenstand oder der Lauf des Mondes.

Je weiter sich die Menschheit entwickelte, desto genauer wurden die Beobachtungen und als die Menschen sesshaft wurden, haben sie sich diese Betrachtungen für die Landwirtschaft zunutze gemacht. Das Bauern- oder Hexenjahr entstand.

Die Jahreskreisfeste oder auch Achtelfeste stammen ungefähr aus dieser Zeit. Natürlich hießen sie anders, wurden nach anderen Kalendern berechnet, wie z.B. der Kalender von Coligny zeigt, aber der Grundstein war gelegt und die meisten dieser Wendepunkte des Jahres werden heute noch gefeiert.

Denke an Weihnachten, Ostern, Erntedank oder Allerheiligen. Ja, und da haben wir auch schon unser erstes Grundgerüst für die Reise durch das Jahr.


Wir können viele Parallelen ziehen zwischen einem Jahr und einem Leben. Lass uns das mal genauer betrachten.

1. Samhain-Allerheiligen - Halloween - von den Anfängen des Jahres


Für die meisten von uns ist Neujahr der Anfang des Jahres. Vorsätze werden gemacht, der Jahreswechsel wird laut und bunt gefeiert. Aber eigentlich ist er völlig aus der Zeit gerissen.

Wenn man das Jahr so betrachtet und es mit dem Menschenleben vergleicht, so könnte man zu dem Schluss kommen, dass möglicherweise Allerheiligen - keltisch Samhain - passender wäre.

Wieso das denn, magst du dich fragen: zu Allerheiligen/Allerseelen geht es doch um die Verstorbenen?

Das stimmt schon. Aber es muss erst immer etwas vergehen, bevor Neues entstehen kann. Das Jahr hat man ursprünglich als Große Muttergöttin wahr genommen, die Leben schenkte, sich um alle Lebewesen kümmerte und schlussendlich das Leben wieder nahm. Ihr Begleiter war der Jahreskönig, der jedes Jahr wieder neu geschaffen wurde. Er musste dafür sorgen, dass das Land fruchtbar blieb. So wurde er am Ende geopfert, ging in das Reich der Holle - ein anderer Name für die Große Göttin - hinab.

Mit diesem Akt bereitete er die Erde für das kommende Jahr vor. Er wurde quasi als Samenkorn in die Erde gelegt. Und nun folgte eine Zeit der Stille, denn es gab nichts zu tun. Bis zur Wintersonnenwende - der Mutternacht.



2. Yul - Weihnachten- die Mutternacht - der Same fängt an zu keimen


Zur Zeit der Wintersonnenwende werden die Tage wieder länger. Hoffnung keimt auf, die Dunkelheit ist besiegt. Der Same in der Erde fängt langsam an zu keimen. Die Geburt des Jahreskönigs steht bevor. Aber so ganz sicher war man sich nicht: Lichter wurden in dieser Zeit entzündet und es gab noch immer eine Zeit des Wartens - die Zeit zwischen den Jahren.

Das waren die Tage, die das Sonnen- und das Mondjahr trennten. Bis beide wieder zusammenfanden gab es keine Gewissheit. Das ist eine der magischsten Zeiten im Jahreskreis. Es wurde orakelt und es galt, bestimmte Rituale einzuhalten. Die Kelten hofften, dass der Eber - ein Totemtier der Großen Göttin - die Sonnenscheibe wieder anstieß, damit sie ihren Lauf durch das Jahr erneut beginnen konnte.

Auch die Große Mutter war verjüngt - in dieser Zeit kann man sie mit einem kleinen Mädchen gleichsetzen.



Anfang Februar werden die Tage merklich länger und die Nächte kürzer. Obwohl es noch empfindlich kalt ist und manch raue Frostnächte ins Land ziehen werden, liegt das neue Leben in der Luft.

Und an den warmen Südhängen und Waldrändern kann man schon da und dort das erste Grün entdecken. Die Vogelmiere ist meistens eine der ersten. Ein bisschen aufgeregt ist man schon und die Kräuterfrauen drängen wieder hinaus - auch wenn es noch nicht wirklich viel zu ernten gibt, ein paar Knospen oder etwas Rinde finden ihren Weg in das Körbchen.


Im Menschenalter könnte man sagen, dass der Jahreskönig und die große Mutter nun schon größere Kinder sind. Neugierig, die Welt zu entdecken.




4. Ostara - die Frühjahrstagundnachtgleiche - Ostern - der kindliche Übermut


Die Osterzeit bestimmt das 4. Jahreskreisfest. Im Gegensatz zum römisch-katholischen Glauben ist dieses Fest seit alten Zeiten ein Fest der puren, unschuldigen Freude und des Lebensmutes. Übermütig springen die Lämmchen über die Wiesen und die Hasen hoppeln gleich hinterdrein. So sieht man es oft auf kitschigen Bildchen. Aber das spiegelt so in etwa das Lebensgefühl in dieser Zeit wieder.


Krokusse, Narzissen, Gänseblümchen und so viele mehr sprießen aus dem Boden. Die Wiesen sind grün und die Menschen verspeisen die ersten Kräuter zur Kräftigung und als Nahrungsergänzung. Waren die Wintervorräte doch fast aufgebraucht.


Es geht um Reinigung, das Element, das hier her gehört ist das Wasser - alles fließt. Das neue Leben sprudelt nur so und die Natur gewinnt an Kraft und Energie.

In der Vorstellung unserer Vorfahren sind die Große Göttin und ihr Gefährte zu übermütigen Jugendlichen heran gewachsen.

5. Beltane - Maifeiertag - Walpurgis - die jugendliche Leidenschaft

Dieses Fest ist fast in Vergessenheit geraten. Wir kennen es nur noch als Walpurgisnacht, in der die Hexen durch die Lüfte flogen um allerlei Schabernack zu treiben. Aber das ist nicht der wahre Inhalt dieses Festes.

Diese Zeit ist der explodierenden Fruchtbarkeit und der körperlichen Liebe gewidmet. Noch im Mittelalter versammelten sich die gesamten Dorfbewohner und feierten ausgelassen. Das geflügelte Wort "In die Haseln gehen" kommt von diesem Brauch. Man berauschte sich mit Met und auch der Waldmeister spielte eine große Rolle. Diese zwei Gesellen lassen die Menschen ausgelassen und hingabefreudig werden.


Nicht umsonst ist der Mai als Wonne- oder Liebesmonat bekannt. Schon bald waren der Obrigkeit und auch den Kirchenmännern diese Vorgänge ein Dorn im Auge und man begann dieses Fest zu verteufeln und den Hexen unter zu jubeln.

In der Gedankenwelt der Menschen waren die Große Göttin und der Jahreskönig nun junge Liebende.





Jetzt ist Mutter Erde auf dem Höhepunkt! Die Kräuter sind prallvoll mit Inhaltsstoffen, Früchte sind reif und können schon geerntet werden. Es ist der längste Tag und mit ihm ist es eine magische Zeit - ähnlich, wie zur Wintersonnenwende.

Früher glaubte man, dass die Tore zwischen den Welten zu dieser besonderen Zeit offen standen oder die Schleier zumindest sehr durchlässig sind. Viele Märchen, Mythen und Sagen erzählen von Schätzen im Farnfeld oder davon, ins Feenreich zu geraten, um viele, viele Menschenjahre später erst wieder zurück zu kehren.


Es sind heiße Tage, die zum Faulenzen einladen. Am Abend setzt man sich gesellig zusammen und grillt oder plauscht ein bisschen bei einem Glas Wein oder Met. Große Sonnwendfeuer werden entzündet und früher sprang man mit einem Beifußgürtel darüber und trieb das Vieh durch die Glut. Das soll Gesundheit bringen und Schutz vor Unheil und Schaden bieten.

Es ist ein weiterer Wendepunkt im Jahr - die Tage werden wieder kürzer und der Wechsel in die dunkle Jahreshälfte findet statt.

Unsere Altvorderen sahen die Große Mutter als schwangere, reife Frau, die Hochzeit mit dem Jahreskönig findet statt.





Anfang August findet das nächste Achtelfest statt. Die Hitze hat das Korn und weitere Früchte zur Reife gebracht. Das erste Korn des Jahres wird geschnitten und zum ersten Brot aus dem frischen Korn gebacken.

Die Hitze flirrt über die Felder und nicht mehr lange, dann merkt man schon langsam den Herbst nahen. Die Luft und das Licht verändern sich. Bald fängt die nächste wichtige Zeit für uns Kräuterfrauen an: der Frauendreißiger und auch der Hohe Frauentag stehen vor der Tür.


In dieser magischen Zeit treiben die heißen Tage und die kühler werdenden Nächte nochmals die Kräfte in die Kräuter - dreifach wirksam sollen sie in diesen 30 Tagen sein.


In der Glaubenswelt der damaligen Menschen, war dies die Zeit, in der der Jahreskönig seine erste Verletzung erleidet. Die Große Göttin in Form der fürsorgenden Mutter aller Lebewesen weiß, dass ihr Gefährte sterben muss. Damit wieder Leben entstehen kann, verletzt sie den Jahreskönig als Schnitterin mit ihrer Sichel.




Die Ernte wird eingefahren. Korn, Obst, Gemüse, Kräuter - alles wird für den Winter gesammelt. Große Erntedankfeste werden landauf-landab gefeiert. Die Menschen sind dankbar, für das was ihnen Mutter Natur geschenkt hat.


Die Arbeit wird von draußen nach innen verlegt. Letzte Feierlichkeiten finden statt bevor endgültig wieder Ruhe einkehrt und das Jahr von neuem beginnt.

Der Jahreskönig wird geopfert, er stirbt und geht wieder hinab in das Hollenreich. Die Große Göttin - nun in der Form der Alten Weisen - Hüterin der Märchen, der Seelen und der Samenkörner in ihrem Schoß, auf dass sie zur Mutternacht wieder zu keimen beginnen - hat den Jahreskreis vollendet und angefangen.





Zu guter Letzt


Das sind viele mystische und mythische, teilweise überlieferte, teilweise von vielen Menschen erfahrene Informationen und Geschichten. Nimm es als das, was für dich am passendsten ist, sei es eine gute Geschichte oder ein Leitfaden durch das Jahr.


Ich finde es schadet nicht, wieder mehr mit der Natur und ihren Rhythmen zu leben und zu feiern - auch wenn manche diesen Rhythmus als Schabernack und heidnischen Blödsinn abtun - es liegt uns einfach im Blut. Im Frühjahr und im Sommer sind wir aktiv, im Herbst tauchen wir in die ruhigere Phase ein und im Winter sollten wir anstatt exzessiv im Aussen, viel mehr im Innen leben.


Die Zivilisation mit ihren ganzen Errungenschaften, wie z.B. dem künstlichen Licht und dem Internet haben uns ein Stück weit von unserer Verbindung mit der Natur weg gebracht. Aber dieses Erbe schlummert in uns. Haben wir den Mut, im Frühling ausgelassen, im Sommer freudig, im Herbst dankbar und manchmal melancholisch und im Winter ruhig und nach innen gekehrt zu sein. Nicht nur unserem Körper sondern auch unserer Seele würde das gut tun.


Das saisonale Leben - neudeutsch seasonal living - gewinnt wieder mehr an Bedeutung, weil wir Menschen spüren, dass in unserem Leben etwas Essenzielles fehlt: der Kontakt zur Natur.

Möglicherweise hast du ja auch schon Erfahrungen mit dem bewussten Leben im Jahreskreis gemacht? Dann schreib doch einen Kommentar! Ich würde mich sehr darüber freuen.

P.S.: Übrigens: Die Schnupfenzeit ist schon in vollem Gange. Damit du wohlbehalten durch den Herbst und Winter gelangst, habe ich 12 ganz wunderbare Erkältungsrezepte und viele Tipps zum Vorbeugen für dich:









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