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  • AutorenbildSonja Tanzer

Im Jahreskreis – Herbsttagundnachtgleiche

Aktualisiert: 29. Sept. 2022

Was ist Mabon, Alban Elved, das Erntedankfest?


Wie du im Blogbeitrag über das Schnitterinnenfest erfahren hast, geht die Reise durch das Jahr durch 8 Wendepunkte. Die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche ist die vorletzte Schwelle im Bauern- oder Hexenjahr.

Zu dieser Zeit ist die Korn- und Heuernte großteils abgeschlossen. Die Äcker und Felder sind abgeerntet, viele Früchte von den Bäumen und Sträuchern gesammelt. Der Geruch von überreifem Obst liegt in der Luft und in den Vorratskammern stehen fein säuberlich beschriftet eingemachtes, getrocknetes, eingelegtes Obst und Gemüse des Sommers. Es war bis jetzt schon ein gutes Jahr und die Ernte war reichlich. Äpfel, Birnen, Kürbisse, Kartoffeln, Quitten, Holunderbeeren, Schlehen, Hagebutten, Berberitzen, Nüsse, Pilze und vieles mehr war und ist immer noch im Überfluss vorhanden und muss weiterhin haltbar gemacht werden. Es gibt also noch arbeitsreiche Tage, soll die dargebotene Fülle nicht verderben, muss man viel tun.

(c) Kräuterweise
beides im Wald gefunden...die Zeit bringt´s mit sich

Marmelade, Kompott, Dörrobst, Essiggemüse, es soll für den kommenden Winter und darüber hinaus reichen. Diese Gedanken sind noch ungewohnt in den Köpfen der Menschen – gibt es doch alles im Supermarkt zu kaufen – alles und immer. Aber ein Rückbesinnen findet statt und das ist gut so. Wir sollen das zu uns nehmen, was bei uns wächst. Nahrung soll Heilmittel sein - das wusste schon Pfarrer Kneipp - und auch unsere Seele braucht Nahrung zum Heilwerden.


Das Jahr geht seinen Lauf – der Herbst beginnt und die Natur stellt uns all ihre Fülle bereit. Sie gleicht einer nährenden Mutter – voller Dankbarkeit dürfen wir uns über ihre üppigen Gaben freuen – seien wir dankbar und nehmen unseren Reichtum nicht als selbstverständlich hin! Dank und Abschied, denn die Tage werden kürzer und oben auf den Almen machen sich die Menschen bereit, das Vieh von den Sommerweiden nach Hause zu bringen. War es ein guter Sommer ohne Unglück, sind die Kühe reich geschmückt und tragen stolz ihre Glocken und Kronen.


(c) Kräuterweise
Die Natur zieht sich um

Mutter Natur zieht sich um für uns – langsam kommen erste Gelb- und Ockertöne zum Vorschein, mit der Zeit wandeln sich die Töne zu gold und blutrot. Silberne Fäden schweben durch die Luft, um uns an die Vergänglichkeit allen Lebens zu erinnern – aber noch dürfen wir schwelgen und feiern und uns freuen.


Es ist jetzt auch der richtige Zeitpunkt, in Dankbarkeit auf das bisherige Jahr zurück zu blicken. Eine erste Bilanz kann gezogen werden: Was durfte ich im freudigen Frühjahr säen? Womit beglückte mich der Sommer? Gutes darf angenommen, geerntet und Altes, Belastendes soll los gelassen werden.Welche besondere Gaben, die ich mit anderen teilen kann, habe ich? Wovon habe ich zuviel? Wie kann ich Ausgleich schaffen? Ich darf aber jetzt auch zur Ruhe kommen.

Dinge, die uns belasten und uns herabziehen, wie die zu schwer gewordenen Äpfel den Ast des Baumes zu Boden drücken, sollen mit einem sauberen Schnitt durchtrennt und von uns gelöst werden. Es ist die beste Zeit dafür und zu keinem Augenblick des Jahres fällt uns das leichter als im Herbst.

 

Wann feiert man Erntedank?

Das Herbst-Äquinoctium (Tagundnachtgleiche) ist ein Sonnenfest und richtet sich also auch nach dem Sonnenstand. Zwischen dem 21. und dem 23. September findet der Ausgleich statt - ein Blick in den Kalender zeigt uns, dass in diesem Jahr am 23. September der Tag gleich lang dauert, wie die Nacht.


Die Erntedankfeste werden in unterschiedlichen Regionen zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert. So gibt es Feste zur Obsternte, Nussernte, Weinlese und so weiter. Eine genaue Regelung gibt es - wie es bei solchen ursprünglichen Festen nun mal so ist - nicht. Üblich ist eine Zeitspanne von der Tagundnachtgleiche bis zum darauf folgenden Vollmond, recht viel später gibt es dann nur noch die Schlachtfeste.


Mit der Zeit wandelten sich die heidnischen Feste und es wurden die bekannten Kirtage daraus - einer der wohl berühmtesten: das Münchner Oktoberfest. Ursprünglich versammelte sich die Gemeinschaft unter der Dorflinde wo ausgelassen gefeiert und getanzt wurde. Und noch viel früher versammelte man sich in den Hainen, errichtete riesige Holzstapel und opferte in diesen Freudenfeuern die besten Früchte und manchmal auch Tiere.


 

Warum wurde und wird Mabon gefeiert - was steckt dahinter?

Alban Elved (kelt.) war deshalb so wichtig, weil es ein weiteres sehr einschneidendes Ereignis markiert: den Abschluss der Erntezeit. Dieses Fest wird vor allem der Dankbarkeit, dem Ausgleich, dem Innehalten, dem Abrechnen gewidmet. Es wurde in dem Wissen gefeiert, dass es nicht selbstverständlich ist, eine gute Ernte ein zu fahren. Zu vieles konnte geschehen - Unwetter, Seuchen, Krieg - da war es schon ein großer Erfolg, die Früchte seiner Arbeit in Sicherheit und ebenso das Überleben gesichert zu wissen.


Es ist ein wichtiger Übergang - Tag und Nacht halten sich die Waage um schließlich in die dunkle Zeit um zu schlagen. Die Nächte werden wieder länger, anders als zur Frühlingstagundnachtgleiche. Langsam aber sicher zieht sich alles in die Erde zurück, stirbt ab. Aber es ist nicht endgültig - das Abgestorbene bereitet den Boden für den nächsten Frühling. Es ist das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit - die Sonne tritt in das Sternzeichen Waage ein. Die Große Göttin wandelt sich schon langsam zur Alten Weisen.

Das ist das große Mysterium dieses Festes.


Die Menschen verlegten ihre Arbeiten nach innen. Die notwendigen Außenarbeiten wurden noch erledigt, Feste noch gefeiert, bevor man sich in die Stuben zurück zog. Dort wartete Arbeitsgerät und Kleidung darauf, gesäubert und repariert zu werden. Die Spinnräder wurden hervor geholt und die Zeit der Geschichten begann allmählich. Doch das gehört dann schon wieder beinahe zum nächsten Abschnitt.



Wie feierten unsere Vorfahren die Tagundnachtgleiche?

Für die alten Völker herrschte die Große Göttin mit vielen Namen und vielen Eigenschaften, bis sie dann zur Gottesmutter Maria mutierte und in ihr weiter verehrt wird. Jedenfalls regierte zur Tagundnachtgleiche immer noch die Matrone mit dem Füllhorn (kennst du die altdeutsche Spielkarte "Schell-Ass" der Übergang zur "Laub-Ass" ist vollzogen) mit ihrem Gefährten dem Erntegott Lug - erinnerst du dich an Lughnasad? Ja - zum Beginn der Erntezeit wurde ihm eine Verletzung zu gefügt, damit er schwächer wird - wie das Jahr. Die Matrone wurde zu Maria und aus Lug wurde - zumindest für diesen Zeitraum - der Heilige Michael - dem Kämpfer gegen das Böse und die Unterwelt. Nicht zufällig wurde sein Tag an den Übergang von der hellen zur dunklen Jahreszeit gesetzt.


Die Herbst- Tagundnachtgleiche bezeichnet ein großes Opferfest, bei dem das Licht der Dunkelheit übergeben wird. In der Natur ist jetzt das Wesentliche getan. Die Ernte ist eingebracht, und das Leben stirbt allmählich. Die Außenaktivitäten sollen ein Ende finden.


(c) pixabay
Reiche Ernte sorgt für Zuversicht

Michaeli ist im Bauern- und Hexenjahr ein wichtiger Tag. Es gibt viele Bauernregeln, wie zum Beispiel: "Wenn man zu Michaeli eine Gans isst, braucht man das ganze Jahr kein Geld." Oder auch "Michael steckt das Licht an, das Gesind muss zum Spinnen ran." Andernorts galt das für den Martinstag. Zu Michaeli fing man aber nicht nur damit an, das Licht in den Stuben wieder an zu zünden, man entfachte in dieser Zeit auch das erste Mal seit dem Frühjahr die Öfen in den Stuben. Draußen kann es in den Nächten bereits ziemlich kühl werden.

Auch das Wintergetreide musste ausgesät werden: "Auf Sankt Michael beende die Saat, sonst wirst du´s bereuen zu spat." Das Vieh wurde in diesen kommenden Wochen gemästet, um es vor dem Winter noch zu schlachten.


In den Tiroler Bergen gibt es sonderbare Gesellen: die Kasermandl. Das sind gute Hausgeister, die den Sennerinnen und Sennern oft zur Hand gingen. Man durfte ihnen niemals danken, sonst verschwanden sie auf nimmerwiedersehen. Auch sie haben einen Bezug zu Michaeli: das Vieh und die Senner und Knechte müssen zurück im Tal sein, ehe dieser Tag vorüber ist. Sie dürfen erst im nächsten Jahr wieder auf die Alm. Wenn sich nach Michaeli noch eine Seele auf der Alm blicken lässt, dann zieht das Kasermandl unter übelsten Schimpfen, Flüchen und Wutausbrüchen von dannen und kehrt nie wieder.


Es war aber auch einer der beiden Tage (der andere ist zu Lichtmeß) an denen das Gesinde seinen Dienstherren wechseln konnte.


Die Symbolfrucht für Mabon ist der rotwangige Apfel, er gehört zum zur Neige gehenden Jahr und begleitet uns noch bis Weihnachten. Er ist Symbol der Lebensernte, die Frucht des Sonnenunterganges, des Westens, wo für die Kelten die Anderswelt "Avalon" die Apfelinsel liegt. Als Grabbeigabe wurden traditionell Äpfel und Haselnüsse als Totenspeise mitgegeben. Denke an das Märchen "Frau Holle" oder auch an "Aschenputtel".


Wenn du jetzt denkst...

….ja das gab es alles früher - Blabla und Hokuspokus!

Dann erlaube dir doch einmal an einem Wochenende oder auch nur an einem Tag, tief in dich hinein zu spüren. Schenke dir und deiner Seele diese Zeit. Wenn ein Tag zu viel ist, dann gönne dir so viel oder so wenig Stunden, Minuten, wie du magst. Schau, wonach dir ist. Was sagt deine Seele?


Wäre so ein feiner Abend mit Familie oder Freunden nicht schön? Hol dir Kastanien vom Bauernmarkt, röste sie und verspeise sie mit einem guten Glas Wein. Wenn du magst, kannst du eine köstliche und typische Herbstspeise dazu kochen. Weinnudeln (psssst! Im nächsten Newsletter gibt´s das Originalrezept von Oma´s Weinnudeln) oder Kastanien- oder Kürbissuppe zum Beispiel. Hol dir ein paar Haselnüsse vom Waldrand und während ihr sie knackt, erzählt euch Geschichten - oder Märchen! Ja, Märchen - für die ist man nämlich nie zu alt.


Zünde ein paar Kerzen an und dekoriere mit Herbstlaub, Federn oder hübschen Zweigen, Wurzeln und schönen Steinen. Auch den Eingangsbereich kannst du hübsch herrichten - er ist die Pforte zu deinem Reich, durch ihn kannst du deine Besucher auf dich einstimmen. Die Kräuter für diese Zeit sind seit jeher die Herbstzeitlose (ACHTUNG: sehr giftig!) und das Heidekraut.


Wenn du magst erzähle deinen Freunden, wofür du in diesem Jahr dankbar bist, frag sie nach ihrer "Ernte". Sei dankbar – und wenn es auch nur für dieses „Fest“ ist.


Übrigens: jetzt ist die perfekte Zeit, zum Wurzelnsammeln. Wenn du erfahren möchtest, wie du das richtig machst, hole dir den Leitfaden "Kräuter richtig Sammeln" als download von mir.


(c) pixabay
Typisch im Herbst: Kastanien oder Keschtn



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