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AutorenbildSonja Tanzer

Luzia - wer? Die Lichtgestalt und ihre Bräuche

In Skandinavien - ganz besonders in Schweden - spielt die Heilige Luzia eine wichtige Rolle. Hier verbinden sich nordische Traditionen mit christilichen Überlieferungen. Sie ist die Lichtbringerin in der dunkelsten Zeit. Der Brauch will es, dass die älteste Tochter des Hauses als "Lussibrud" die Familie am Lucienmorgen weckt und Gebäck ans Bett bringt. Dabei trägt sie ein weißes Gewand und hat einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf. Begegnet man ihr, wird man mit Gebildebroten - den "Teufelskatzen" beschenkt.


Inhaltsverzeichnis



Auf den Spuren einer Lichtgestalt


Doch schauen wir einmal nach, wer Luzia eigentlich ist.


In der christilichen Überlieferung soll die Heilige Lucia aus Sizilien stammen. Beim Anblick eines ihrer Verehrer soll sie sich selbst die Augen ausgekratzt haben, damit sie nicht in Versuchung geriete. So weit und - wiedereinmal - so abstrus. Historisch kann diese arme Frau - dem Himmel sei Dank - nicht nachgewiesen werden. So bleibt die Frage: weshalb war es der Kirche so wichtig, eine Heilige ausgerechnet am 13. Dezember feiern zu lassen?


Dazu gibt es wohl einige Theorien. Eine davon - sie scheint mir die plausibelste zu sein - ist, dass es sich bei Luzia um eine der vielen Gestalten der großen Göttin handelt. Wie wir aus den Blogbeiträgen Advent, Advent und Nikolaus & Krampus erfahren konnten, geht seit dem 5. Dezember die Percht um. Auch, dass "Percht" soviel wie die Strahlende bedeutet, wissen wir nun. Das Wort "Luzia" bedeutet nicht weniger als "die Leuchtende" und der Name der im alten Europa fest verankerten Lutzelfrau lässt wohl eine gewisse Verbindung ahnen.


Luzia gab es schon lange bevor christliche Herren sie im 3. Jahrhundert nach der Zeitenwende neu erfunden haben. Die Göttin Juno Lucina oder Lucetia stand den gebärenden Frauen bei und öffnete dem neugeborenen Kind die Augen. Moment....da war doch noch was mit den Augen? Ahja, siehe im ersten Absatz!






Bräuche rund um den 13. Dezember


Auch wenn Luzien-Bräuche nicht mehr ganz so verbreitet sind, so gibt es sie doch - und das in völlig unterschiedlichen Ausprägungen und Facetten. Zum Einen wird sie als die Helle, Strahlende verehrt und zum anderen wird auch der dunkle, kraftvolle und animalische Aspekt der Percht im Zusammenhang mit der Lutzelfrau wahrgenommen.


Im bayrischen Fürstenfeldbruck gibt es folgenden Brauch: Die Bewohner gelobten im 16. Jhd., dass wenn Sie vor dem drohenden Hochwasser verschont blieben, zum Dank jedes Jahr am 13. Dezember - dem Luzien-Tag - kleine Holzhäuschen mit Kerzen darin den Fluß Amper hinabschicken würden. Dieser Brauch erhielt sich bis auf wenige Unterbrechungen bis heute.


Manche Historiker und Kulturanthropologen meinen jedoch, dass dies ein uralter Wasser- und Feuerbrauch sei, der der weißen Frau - also der Percht - galt.


Den schwedischen Luzien-Brauch habe ich bereits eingangs erwähnt. Im Großen und Ganzen geht es in den Bräuchen rund um Luzia um das wiederkehrende Licht, um Wohlwollen oder gute Gaben. Auch wird da und dort orakelt.


Die dunkle Seite kommt besonders im Bayrischen Wald zum Vorschein. Dort tritt die "hässliche Luz" - missbräuchlich - als Kinderschreck in Erscheinung. Sie geht in alten, zerrissenen Kleidern um, hält ein Messer oder eine Sichel in der Hand, dieses wetzt sie und sagt dabei einen Spruch auf, in welchem Blut und Gedärm vorkommt. Sie solle bösen Kindern den Bauch aufschlitzen und ihr Begleiter der "blutige Thomas" ist mit seinem Hammer genauso furchteinflößend. Diese zwei treiben am 21. Dezember ihr Unwesen. Dass diese zwei einem zweifelhaften und tief sitzenden Dämonenglauben entspringen, dürfte auf der Hand liegen.


Der dunkle Aspekt tritt auch in den Krampussen und im roten Gewand des Nikolaus´ in Erscheinung. Vermutlich fühlten sich die Menschen wohler bei dem Gedanken, dass sie diese kraftvolle, rote, animalische Figur anstatt der sanften, hellen Lucia im Kampf gegen die Wintergeister an ihrer Seite hatten.



pixabay
Luzienkrone

Orakelbräuche rund um den Luzientag


Da die Feierlichkeiten und Bräuche rund um den Luzientag früher zur Wintersonnenwende begangen wurden, ist es nicht verwunderlich, dass auch orakelt und geweissagt wurde. Dank der Umstellung vom julianischen auf den gregorianischen Kalender haben sich viele Traditionen eben nunmehr auf den 13. verschoben.


Aber dieser Tag ist ohnehin magisch: aufgrund der Neigung unserer Erdachse fängt die Nacht an diesem Tag am frühesten an. Der Tag mit den wenigsten Sonnenstunden und der längsten Nacht ist ja die Wintersonnenwende am 21. Dezember. Am 13. Dezember jedoch geht die Sonne am frühesten unter. Am Luzientag werden die Tage am Abend wieder länger. Das haben die Menschen beobachtet und haben diesen Segen der Lichtgöttin zugeschrieben.


Kein Wunder also, dass dieser besondere Tag auch fleißig zum Orakeln und Weissagen genutzt wurde.


Dabei handelte es sich um die "üblichen" Themen, die die Menschen seit Urzeiten beschäftigen: das Wetter, Liebe, Leben, Tod.


In manchen Gegenden werden besondere Gebäckstücke gebacken, in manchen wird ein Ring versteckt - wer den Ring bekommt, wird heiraten.


Bekannt ist auch folgender Brauch: Frauen, die die Zukunft deuten wollen, gehen am Luzienmorgen hinaus an den Bach und suchen sich eine Weide. Von deren Stamm trennen sie ein Stück Rinde zum Teil ab. In das frei gelegte Stämmchen ritzen sie das Lucienkreuz hinein und befestigen die Rinde wieder. Anschließend waschen sie ihre Hände im Bach und kehren, ohne ein Wort gesprochen zu haben, wieder heim.


Am ersten Januar kehren sie an die Stelle zurück und enthüllen das Stämmchen erneut. Aus dem veränderten Kreuz können sie nun orakeln und lesen.


Luzien- oder Perchtenkreuz

Manche Mutige wagen sich in der Luziennacht hinaus, und suchen nach dem Luzienschein. Das ist ein Licht, das sich über den Häusern bewegt und in seinen Bewegungen die Zukunft offenbart.


Ein Brauch der in letzter Zeit wieder mehr im Kommen ist, ist der Luzien-Weizen. Hierzu wurden ein paar Getreidekörner auf eine flache Schale gelegt und gepflegt und gegossen. Je nach dem, wie hoch die Saat bis zum 21. Dezember aufging, konnte man Schlüsse daraus ziehen, wie gut die Ernte im kommenden Jahr sein würde. Heute legen die Menschen dieses Orakel nicht mehr nur auf die Ernte von Früchten aus. Es geht um Projekte oder Vorhaben - warum nicht?



Dunkelnächte


Im letzten Blogbeitrag habe ich diese Zeit schon erwähnt: Am 8. Dezember - also 13 Tage vor der Wintersonnenwende - beginnen die sogenannten Sperr- oder Dunkelnächte. In dieser Zeit bereitete man sich auf die Rauhnächte vor: sind diese eher auf die Zukunft gerichtet, beschäftigt man sich in den Dunkelnächten mit dem Vergangenen. Es geht um das Aufräumen. In einem selbst und in den zwischenmenschlichen Beziehungen.


Wenn dir die Idee der Vorbereitung auf die 12 Rauhnächte gefällt und wenn du unbelastet in das Neue Jahr hinüber gehen möchtest, dann hol dir doch hier die Denkanstöße für die 13 Dunkelnächte - es lohnt sich!







Übrigens: Wir sind mitten in der triefenden-Nasen-Zeit! Wenn du es noch nicht gemacht hast, dann hol dir die 12 goldenen Rezepte für die Schnupfenzeit über die Newsletter Anmeldung.



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