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  • AutorenbildSonja Tanzer

Von Zaunreiterinnen und Weltenwanderern

Die Schleier zur Anderswelt, die zu Samhain nach beiden Seiten hin durchlässig sind, verdichten sich langsam wieder. Nur für bestimmte Menschen nicht. Früher nannte man sie Schamanen und noch früher waren es die Hagezussen oder Zaunreiterinnen - die immer Wege fanden, um Ratschlag und Führung aus der Welt der Ahnen zu finden. Weise Frauen, Zauberinnen, Kräuterfrauen, Jäger, Hebammen - sie alle standen mit der Anderswelt auf Du und Du.


Inhaltsverzeichnis




Was hat es mit Wildhecken so auf sich?


Wildhecken sind äußerst kostbar. Zu diesem Schluß ist man in jüngster Vergangenheit wieder gekommen: sie sind wichtig für das Ökosystem - bieten sie doch Vögeln, Igeln, Kröten, Insekten, Blindschleichen und anderen, wichtigen Kleintieren dringend benötigten Schutz.


Viel Lebensraum haben sie ja nicht mehr - die Grenzen zwischen Feldern werden mit Zäunen gezogen, und am Waldesrand führt bestenfalls die Wiese, meist jedoch ein Forstweg bis zu den Bäumen. So fällt der so wichtige Windschutz gegen Erosion weg und eben auch der Rückzugsort und Kinderstube für viele Lebewesen.


Dabei wären die Hecken auch für uns Menschen so wichtig. Kaum ein Lebensmittel aus konventionellem Anbau ist so gesund wie Hagebutten, Berberitzen, Schlehen, Holunderbeeren, Weißdorn, Brombeeren, Erdbeeren, Haselnüsse und wie sie noch alle heißen. Sie liefern Vitamine, Mineral- und Nährstoffe, die unser Organismus seit anbeginn der Zeit kennt und bestens verstoffwechseln kann.


Aber wir scheuen das für uns undruchdringliche Dickicht. Es kratzt, zerrt an den Haaren, oft gibt es dort auch Brennesseln und vorallem unbekannte Tiere. Schlangen, Mäuse, Spinnen - wir haben verlernt, sie als Lebewesen wahrzunehmen, die das selbe Recht auf Leben haben, wie wir. Und da ist noch etwas, tief in uns verborgen und darüber erzähle ich dir jetzt.



Die Krähe (C) Nicoletta Gavar


Grenze zwischen hüben und drüben


Als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, kannte man die klassische Hecke als Einfriedung natürlich nicht. Erst vor wenigen 1000 Jahren wurden sie zu sesshaften Bauern und erkannten die vielen Vorteile einer Dornenhecke.


Einmal bot die Hecke in ihrer Aufgabe als Einfriedung schutz vor wilden Tieren. Aber das Dornengestrüpp verhinderte auch, dass die domestizierten Tiere davon laufen konnten.


Jenseits der Hecke oder auch Hag genannt, war der Wald und die Wildnis. Damals der Inbegriff von Gefahr. In der Vorstellung der Menschen, waren die heiligen, fast undurchdringlichen Wälder die Refugien der Götter, Geister, wilden Tiere und Wesen. Nur wenige wagten sich in diese Welt jenseits des schützenden Walls aus Hagedorn (Weißdorn), Holunder, Brombeeren, Hagebutten, Schlehen und Berberitzen. Fast allesamt wohl bewehrt mit Stacheln und Dornen.


Dieser Hag war also Grenze zwischen dem Land, das er umgab und das von den Menschen gepflegt und vom Segen des Hausgeistes - dem genius loci - geschützt war und der unbekannten, ungezähmten und oft auch gefährlichen Wildnis.


Wer versuchte, durch das Gestrüpp zu kommen, musste mit argen Blessuren, Kratzern, Stichen und Schnitten rechnen. Wenn man Pech hatte, konnte man sich ohne Hilfe nicht mehr daraus befreien. Nur innerhalb dieser Einfriedung konnte man ruhig schlafen - erinnerst du dich an das Märchen vom Dornröschen? Um ihren Schlaf zu schüzten, wuchs eine nahezu undurchdringliche Dornenhecke um das Schloß - dieses Märchen gibt uraltes Wissen weiter.



Weißdorn - ein ganz besonderer Strauch


Der Weißdorn erfüllte nicht nur als Bestandteil der schützenden Hecke seine Aufgabe. Er war sogar bei den Jägern und Sammlern schon heilig und war der Großen Göttin geweiht.


Im Hag wurde gerade dem Weißdorn, aber auch den anderen Sträuchern, die Eigenschaft zugesprochen, Dämonen, Krankheiten und alles Übel fern zu halten. Deshalb zog man Kranke durch das Dornengestrüpp, damit die Krankheit, also das Übel, sich darin verfänge, hängen bliebe und somit den Leidenden wieder gesund mache.


Weil der Weißdorn vor allem Bösen schützt, waren die Slawen davon überzeugt, dass nur mit Pfählen aus Weißdornholz direkt durch´s Herz getrieben, Vampiren und den Leichen von Wiedergängern endgültig der Garaus gemacht werden konnte.


Früher schon und auch heute wieder erkennt man den hohen Wert des Hagedorns - auch Weiß- oder Rotdorn genannt. Er schenkt gesunden Schlaf - siehe Dornröschen -, ist die beste Heilpflanze für das Altersherz, reguliert den Blutdruck und beruhigt aufgeregte Herzen und Kinder. All das auf sanfte Art und Weise. Weißdorn kann nahezu uneingeschränkt auch über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden.





Hag-Sitzerinnen, Zaunreiterinnen und Jäger


Nur wenige Menschen wagten sich in jener Zeit außerhalb des Schutzes der Hecke. Diejenigen, die es taten, galten als magisch aufgeladen, weil sie in den heiligen Wäldern umherstreiften. Es waren die Jäger, die sich den wilden Tieren stellen mussten, um die Sippe mit dem so wichtigen Fleisch zu versorgen. Sie standen unter dem Schutz mächtiger Gottheiten.


Ja und auch die Schamanen, die sogenannten Grenzgänger und die alten Frauen wechselten durch die Hecken. Die Frauen, die nicht mehr am alltäglichen Arbeitsleben teilnehmen konnten, sammelten im Hag Heilkräuter, dort wuchsen die heilkräftigsten und besten. Sie waren die Vermittlerinnen zwischen den Welten. Ihre Aufgabe war unter anderem, das Feuer zu hüten. So wussten sie um die Geheimnisse der neunerlei Hölzer für das Feuer und standen mit den Naturwesen in Verbindung.


Sie waren zwar hier in der menschlichen Welt aber auch schon teilweise dort, in der geistigen Welt, also wandelten sie zwischen den Sphären hin und her. Wenn sie am Feuer oder im Hag saßen, konnten sie in eine Art Trance fallen und ihren Geist auf Reisen schicken. Daher kam dann der Name Hag-Sitzerinnen oder Hagezussen, von diesen Wörtern stammt das heutige Wort Hexe ab.







Wie das Heilwissen zu uns kam


Es gibt Theorien, dass das traditionelle Heilwissen auf diese Art zu uns kam. Schamanen und Hagezussen begaben sich in Trance und ließen ihren Geist in die Anderswelt fliegen. Dort offenbarte ihnen Odin-Wotan, der Schamanengott, die Geheimnisse der Heilkräuter.


Wieder andere Ansätze besagen, dass der Pflanzengeist direkt mit dem Geist der Heiler und Heilerinnen in Verbindung trat. Wie genau es nun war, werden wir wohl nie ergründen. Aber die Vorstellung von Versuch und Irrtum auf dem Gebiet der Heilkunde mag den ein oder anderen Zweifel aufkommen lassen.



Der Angelsächsische Kräutersegen


Alte Überlieferungen lassen erahnen, wie die Weltsicht unserer Vorfahren aussah. Sie sahen sich nicht als Teil der Natur - sie WAREN die Natur. Genauso, wie die Steine, Pflanzen und Tiere waren sie involviert in den natürlichen Vorgängen und so war es für sie offenbar völlig normal, mit den Pflanzen zu sprechen und sie an bestimmte Dinge zu erinnern.


Der "Angelsächsische Kräutersegen" - im 11. Jahrhundert niedergeschrieben - berichtet, dass sich heidnische Kräuterkundige an Odin-Wotan orientierten und wie folgt vorgingen:


Am Anfang dieser Anrufung wurden die einzelnen Pflanzengeister daran erinnert, was sie den Menschen zu Anbeginn der Zeit versprochen haben. Der Segen endet wie folgt:


"Neun wundersame Zweige nahm er und schlug den giftigen Wurm, der da geschlichen kam, um einen Menschen zu zerreißen." Er nutzte also drei mal drei Zauberpflanzen gegen Ansteckung und Gift. Wobei diese 9 Pflanzen eigentlich gewöhnliche Kräuter wie etwa Beifuß, Kamille oder Wegerich sind. Es wurde ihnen lediglich diese große Macht zugesprochen und mit Sicherheit wusste man damals noch mehr über ihre Wirkungen, als wir es heute tun.


Mit diesen Bannworten endet der alte Pflanzensegen:

"Nun haben diese neun Kräuter Macht

gegen neun böse Geister

gegen neun ansteckende Krankheiten

gegen das stinkende Gift

gegen das wütende Gift

gegen das gelbe Gift

gegen das grüne Gift

gegen das dunkle Gift

gegen das braune Gift

gegen das purpurne Gift

gegen Wurmblattern

wenn irgendein Gift kommt von Osten geflogen

oder irgendeins von Norden kommt

oder irgendeins von Westen über die Menschheit."





Hexenbesen in der Hecke


Die Samhain-Magie zum elften Vollmond


Im letzten Blog habe ich Samhain ja ausführlich beschrieben und auch, zu welchen unterschiedlichen Zeitpunkten die Menschen feiern. Auch ich habe dieses Jahr die Nacht zum 1. November gewählt, ich denke, nächstes Jahr wird es wieder ein Vollmondfest werden. Jedenfalls möchte ich noch ein paar Worte über das vergangene Kräuterfrauenjahr sagen.


Der Kreis ist wieder vollendet und wir sind an einem neuen Anfang angekommen. Die Natur zieht sich zurück und ich werde es ihr gleich tun und meine Seminartätigkeit im Hexenkeller vorerst einstellen.


Es ist gut so. Ich blicke zurück auf ein Jahr voller Freude, Fülle, Anregungen, freundlicher Begegnungen. Aber auch Schmerz und Loslassen durfte ich erfahren. Ich habe viel gelernt, von weisen Seelen, aus Situationen und Begebenheiten. Ich bin dankbar, dass ich meinen Sohn und mein Heim als Konstante in meinem Leben habe. Ein unbeschreibliches Gefühl der Geborgenheit, im Zentrum – daheim.


Für alles Erlebte, die Zukunftsperspektiven, die Fülle an Geschenken und für meine Konstante bin ich zutiefst dankbar.


Dankbarkeit fühle ich auch für den Impuls der kam, um auf einen anderen, neuen Weg in´s Außen zu gehen. Der Weg der Kräuter ist der meine und wird es wohl bleiben. Ich habe beschlossen, mein Wissen für mehr Menschen zugänglich zu machen.


Das Internet mag Fluch und Segen sein. Ich habe entschieden, dass es für mich und all jene, die aus meinem Wissen Nutzen für sich ziehen möchten, der reinste Segen sein soll.


Anfang nächsten Jahres wird es so weit sein. Ich werde meinen Online-Kräuterkurs veröffentlichen. Wie er genau heißen wird, worum es geht und wie das abläuft, erfährst du in den kommenden Newslettern.


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(C) Adobe Stock



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